Wing Chun ist wie die Zahl "8"

Lo Man Kam „Kampfkunst hält fit!“ (Foto: Klenkes)

Einst hat Lo Man Kam mit Bruce Lee trainiert. Heute unterrichtet der 76-jährige Wing Chun-Meister Schüler aus 34 Nationen. Während eines Besuches in Aachen wurde Lo Man Kam im Rathaus empfangen. Jacqueline Lemm hat ihn getroffen.

Lo Man Kam lacht verschmitzt, wenn er nach seinem Alter gefragt wird: "Man ist dann alt, wenn man das Training stoppt, nicht wegen der Zahl der Jahre, die man auf dem Buckel hat. Solange ich noch springen kann, kann ich nciht alt sein!" Klein und schmal ist der Mann, frn hunderte von Schülern in der ganzen Welt respektvoll "Meister" nenn. Berühmt ist er für seine Kampfkunst, die er niemals ohne Grund einsetzen würde: "Wenn dir jemand dein Geld stehlen will, das du zum Essen brauchst, dann wehre dich, dann ist es erlaubt." Damit die Kampftechniken auch von seinen Schülern nicht missbraucht werden, sorgt Lo Man Kam schon während des Unterrichts für das richtige Verständnis. Um ihnen das richtige Gefühl zu vermitteln, lässt Lo Man Kam sie manchmal mit verbundenen Augen trainieren. "Die Kraft soll von innen kommen, man muss sie fließen lassen können. Wing Chun ist wie die Zahl 8: Sie ist unendlich und kann ständig fortfließen; ununterbrochene Bewegungen - das ist es!"

Er teilt sein Wissen gern: "Ich habe keine Geheimnisse, ich lehre alles, was ich weiß. Das ist wie mit einem Apfelbaum, der nur einen einzigen Apfel trägt. Unter dem Baum stehen vier Hungrige. Wer bekommt den Apfel? Alle! Man teilt ihn gerecht in Viertel."

Lo Man Kam ist trotz seiner Popularität ein bescheidener Mann: Er unterrichtet in Regierungspalästen, in FBI-Trainingscentern und bei Königen. Er war Sicherheitsoffizier des taiwanesischen Militärs und hat u.a. als Dozent für Traditionserhaltung an der Chinesischen-Kultur-Universität gelehrt. Nach dem 11. September 2001 unterrichtete er das Sicherheitspersonal verschiedener Flughäfen. Er bereist die ganze Welt, um seine Euphorie zu teilen und um seinen Kampfstil "Wing Chun Kung Fu" unverfälscht weiterzugeben. Mit Stolz erfüllt es ihn, wenn ein Schüler ihn im Training schlägt. "Dann", so sagt Lo Man Kam, "hat er richtig gelehrt."

(Dieser Artikel erschien im April 2005 in der Aachener Stadtillustrierten "KLENKES".)

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